Indische Hochzeit im Schindlerhof Nürnberg

Eine deutsch-indische Hochzeit über insgesamt vier Tage – das war eine ganz neue Erfahrung für mich!
Dabei wäre es zunächst fast gar nicht dazu gekommen. Denn ich erhalte immer wieder vorgebliche Anfragen aus dem Ausland, doch bei näherem Hinsehen handelt es dabei fast immer um Scam-Mails. Manchmal erkennt man solche recht leicht. Eine Strandhochzeit im Februar? Wer das plant, war mit Sicherheit noch nie in Deutschland 🙂
Aber in diesem Fall passte alles. Und wie international diese Hochzeit war: Die Braut eine Britin mit indischen Wurzeln. Kennengelernt haben sie sich im Urlaub auf Kuba.  Und geheiratet werden sollte in der fränkischen Heimat des Bräutigams, nämlich im Schindlerhof zu Nürnberg.
Das Brautpaar wünschte sich eine vollständige Begleitung mit Film und Foto. Und obwohl die Hochzeitsgesellschaft gar nicht so groß war, wäre ich hier alleine überfordert gewesen. Unterstützt wurde ich von Kameramann Alex und meiner Assistentin Antje.

Die Braut feierte am Vortag ihrer Hochzeit einen traditionellen Hennaabend. Bei diesem Fest wurde ihr Körper mit wunderschönen Henna-Tattoos verziert, die symbolisch ihre Schönheit und ihr Glück darstellen sollen. Dafür ist extra Henna-Artistin Linda Mey mit ihrer Assistentin aus Berlin zum Schindlerhof angereist. Und aus London die Verwandschaft der Braut, die das Hotelzimmer in eine ausgelassene Partylocation verwandelten, während der Bräutigam im Nebengebäude mit der Dekoration für den Hochzeitstag beschäftigt war.

Der nächste Tag sollte mit der standesamtlichen Trauung in Erlangen beginnen. Während ich den Bräutigam bei seinen Vorbereitungen fotografierte, war Alex bei der Braut und ihrer Familie. Im Standesamt herrschten noch Corona-Einschränkungen, doch dieser Termin war schnell abgehakt und wir fuhren gemeinsam zurück zum Schindlerhof, wo bereits Kaffee und Kuchen auf alle warteten. Es gab einige Reden, und danach wurde der Vorhang zur zweiten traditionellen Zeremonie dieser deutsch-indischen Hochzeit gelüftet: die Vatna-Zeremonie.

Die Vatna-Zeremonie ist eine altehrwürdige Tradition aus dem Punjab und symbolisiert die Reinigung und Verehrung des Brautpaares. Die Braut und der Bräutigam werden in eine pastellfarbene Paste aus Mehl, Kurkuma und Milch eingerieben, die für Glück und Gesundheit steht. Die Familienmitglieder und Freunde singen dabei fröhliche Lieder und beglückwünschen das Paar.

Im Anschluß folgte mit der Choora-Zeremonie eine weitere traditionelle indische Zeremonie, bei der die Braut einen Armreif aus Holz oder Metall von ihrer Mutter oder ihrer Tante erhält. Der Armreif symbolisiert die Ehe und den Übergang in eine neue Phase im Leben. Die Braut trägt den Armreif fortan als Zeichen ihrer Ehe.

Tag 3 ist angebrochen, und heute sollte die religiöse Trauzeremonie an der Reihe sein.

Die traditionelle Sikh-Hochzeit fand in einem Gurdwara in Nürnberg statt.

Ein Gurdwara ist ein Sikh-Tempel, ein heiliger Ort für Anhänger des Sikhismus. Das Wort „Gurdwara“ setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „Guru“ (Lehrer) und „Dwara“ (Tür oder Tor), was „Tor des Gurus“ oder „Haus des Gurus“ bedeutet.

In einem Gurdwara wird der heilige Text der Sikhs, der Guru Granth Sahib, aufbewahrt und gelesen. Der Guru Granth Sahib gilt als der ewige spirituelle Führer der Sikhs. Gurdwaras sind offen für Menschen aller Religionen, Kasten, Nationalitäten oder Geschlechter, da ein zentrales Prinzip des Sikhismus die Gleichheit aller Menschen ist.

Die Sikh-Hochzeit ist ein wichtiger Teil der Sikh-Religion und bringt das Brautpaar in eine tiefe spirituelle Verbindung.

Zunächst wurde ein Langar abgehalten. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Mahlzeit, die in Gemeinschaft mit anderen Gästen und dem Priester eingenommen wird. Der Langar ist ein Symbol für die spirituelle Gemeinschaft und die Bedeutung von Gastfreundschaft in der Sikh-Religion.

Danach wurde der Sukhmani Sahib Paath rezitiert. Dies ist ein wichtiger Teil des Sikh-Gebets und wird von einem Priester vorgetragen. Der Sukhmani Sahib Paath ist ein Mittel, um den Geist zu beruhigen und inneren Frieden zu finden.

Die Zeremonie schloss mit dem Ardaas und dem Hukamnama. Beim Ardaas werden Bitten an den Gott der Sikh-Religion gerichtet, um Segen für das Brautpaar und seine Familien zu erbitten. Das Hukamnama ist ein von Gott inspiriertes Schriftstück, das dem Brautpaar spirituellen Rat gibt und ihnen hilft, ihre spirituelle Verbindung zu stärken.

Ein Höhepunkt der Zeremonie war das zufällige Aufschlagen einer Seite des Guru Granth Sahib. Der erste Buchstabe dieser Seite bestimmte den Anfangsbuchstaben des gemeinsamen Kindes des Brautpaars werden. Denn wie Ihr vielleicht schon bemerkt habt, war die Braut bereits hochschwanger.

Bevor die Gäste die Zeremonie verließen, wurde das heilige Sakrament des Parshaad ausgegeben. Parshaad ist ein süßes, geweihtes Gebäck, das in der Sikh-Religion als heiliger Leckerbissen angesehen wird. Es symbolisiert den Segen und die Gnade Gottes und wird als Teil des göttlichen Teilens angesehen.

Beim Empfang des Parshaad bei der Hochzeitszeremonie geben die Gäste ihre Dankbarkeit und ihre Hingabe an Gott zum Ausdruck und erbitten Segen für das Brautpaar und ihre Familien. Es ist auch eine Möglichkeit, die spirituelle Verbindung zwischen den Gästen und Gott zu stärken.

Das Parshaad wird normalerweise aus Mehl, Wasser und Zucker hergestellt und wird von einem Priester mit heiligem Wasser gesegnet. Es ist ein fester Bestandteil vieler Sikh-Zeremonien und ein Symbol für die spirituelle Verbundenheit und Gemeinschaft innerhalb der Religion.

Das Parshaad ist ein wichtiger Teil der traditionellen Sikh-Hochzeit und symbolisiert die Bedeutung von Gottes Gnade und Segen für das Brautpaar und ihre Familien. Es ist ein Moment voller Freude und Dankbarkeit und verdeutlicht die spirituelle Bedeutung der Ehe im Rahmen der Sikh-Religion.

Und nun konnte die Party steigen! Im Schindlerhof wurde die Hochzeitstorte angeschnitten, Reden wurden gehalten und einige Mr. & Mrs-Spiele gespielt. Die Schwestern der Braut führten einen Surprise Dance auf und, wir sind eben in Bayern, natürlich wurde die Braut entführt. Trotz allem war auch noch Zeit für ein kurzes Fotoshooting im Garten des Schindlerhofs.

Am späten Abend gab es noch ein weiteres Highlight: draußen wurden Feuerkörbe aufgestellt und Glühwein serviert.

Der vierte Tag begann! Die Familie traf sich zum Abschluß zu einem gemeinsamen Frühstück im Restaurant des Schindlerhofs, Fotoshooting und einer Baby-Shower-Party. Für uns ging es danach auf den Heimweg nach Hamburg und an die Nachbearbeitung des umfangreichen Materials. Fast 1 Terabyte an Rohdaten sind hier zusammengekommen.

Plant Ihr auch eine interkulturelle Hochzeit, vielleicht sogar im Schindlerhof? Gerne berate ich Euch über die Möglichkeiten, Euern großen Tag (oder Tage) in Film und Fotos festzuhalten. Schreibt mir einfach über das Kontaktformular!